Das Alabastergrab (Krimi-Edition) by Vorndran Helmut

Das Alabastergrab (Krimi-Edition) by Vorndran Helmut

Autor:Vorndran, Helmut [Helmut, Vorndran,]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 4038858101231
veröffentlicht: 2014-01-10T05:00:00+00:00


CADAS

Kriminalhauptkommissar Haderlein erwachte von frischem Kaffeeduft. Nach ein paar Augenblicken der morgendlichen Orientierungslosigkeit setzte er sich auf die Bettkante, zog hastig seine Hose an und warf das nächstbeste Hemd über seine hageren Schultern. Er hatte im ehemaligen Ehebett zwischen Stehlampen und Koffern die Nacht verbracht. Obwohl er nicht so sentimental war, dass dieser Umstand ihm größere Probleme bereitet hätte, war es nach so vielen Jahren doch ein merkwürdiges Gefühl.

Draußen auf dem Flur intensivierte sich der Kaffeegeruch, und aus dem Erdgeschoss war gedämpftes weibliches Gelächter zu hören. Sicherheitshalber ging er zu seinem Schlafzimmer und spitzte hinein, nachdem er auf sein Klopfen keine Antwort bekommen hatte. Das Zimmer war leer. Die Bettdecke war säuberlich zurückgeschlagen, und die Kleidungsstücke seiner Frau, die er für Manuela Rast aufs Bett gelegt hatte, waren ebenfalls verschwunden. Er schaute auf die Uhr. Zehn nach sechs. Was für eine unchristliche Zeit, dachte sich Haderlein, begab sich aber ins Bad, um einen einigermaßen geordneten Anblick zu bieten. Nach einer Morgenhygiene im Sparformat ging er die Treppe hinunter und weiter in die Küche, aus der die fröhliche Stimme kam.

In der Küche saß sein Opfer von gestern auf einem Stuhl und amüsierte sich mit Riemenschneider, die gerade mit Banane gefüttert wurde. Manuela Rast hatte die weiße Bluse und die ausgewaschene Jeans seiner Frau angezogen, die er ihr aufs Bett gelegt hatte. Die rötlich schimmernden Locken fielen ihr wirr über die Schultern, und in Haderlein regten sich längst vergessen geglaubte Gefühle. Waren die Kleidungsstücke seiner Frau dafür verantwortlich oder eher der Anblick dieser unbefangenen Erscheinung? Doch er kam nicht dazu, seinen Emotionen noch länger nachzuhängen.

Als Manuela Rast ihn bemerkte, stand sie sofort auf und kam mit einem dankbaren Blick auf ihn zu. »Guten Morgen, mein Herr Kommissar und Lebensretter.«

Verlegen lächelnd wollte Haderlein etwas Bescheidenes zum Verlauf des gestrigen Abends sagen, doch bevor er noch den Mund aufmachen konnte, nahm sie seinen Kopf in beide Hände und drückte ihm einen langen Kuss auf die Backe.

Völlig überrumpelt und ein wenig hölzern stand der Hauptkommissar stumm in der Gegend herum, während ihm eine leichte Röte ins Gesicht stieg.

»Ja, äh … nun«, stotterte er verlegen lächelnd. Sie nahm seine beiden Hände und führte ihn zum Küchentisch, den Haderlein vor langer Zeit eigenhändig aus hellem Ahornholz gezimmert hatte.

»Ich hab uns Kaffee gemacht, ich hoffe, die Konsistenz entspricht Ihren Vorstellungen«, sagte sie fröhlich und stellte ihm eine dampfende Tasse hin.

»Danke. Aber wie geht es Ihnen?«, erkundigte sich Haderlein jetzt ernst und nippte an seinem Kaffee. Erfreut bemerkte er, dass die Konsistenz vollkommen seinen Vorstellungen entsprach.

»Fragen Sie lieber nicht. Glauben Sie mir, mit mir möchte heute ganz sicher niemand den Kopf tauschen«, winkte sie ab, während sie ihre linke Wange befühlte. »Das hier wird wohl blau werden, aber sonst geht’s mir den Umständen entsprechend wieder gut. Sie wissen ja, ich bin hart im Nehmen, Herr Kommissar.«

Das merkt man, dachte Haderlein bewundernd.

»Ich weiß wirklich nicht, wie ich mich bei Ihnen bedanken soll. Ich …« Ihre Stimme versagte, als sie sich an die gestrige Situation erinnerte. Sie hatte Tränen in den Augen und zitterte.



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